Der siebenköpfige Sachverständigenrat des Gesundheitsministeriums hat in seinem neuesten Gutachten offengelegt, dass im deutschen Gesundheitswesen hohe Geldsummen verschwendet und Pflegekräfte sowie Ärztinnen und Ärzte ineffizient eingesetzt werden.
Das deutsche Gesundheitssystem sei „brutal umständlich organisiert“, so einer der Berater. Deutschland habe eines der teuersten Gesundheitswesen der Welt, stehe aber im internationalen Vergleich nicht besser da als Länder, in denen die Versorgung vergleichsweise schlechter ist. Ein Befund der Regierungsberaterinnen und -berater ist, dass die Mitarbeitenden im Gesundheitswesen, vor allem die insgesamt 1,2 Mio. Pflegekräfte, „in die Überlastung getrieben werden, obwohl man es klüger organisieren könnte“. Hinzu kommt, dass es schon jetzt einen Fachkräftemangel im deutschen Gesundheitswesen gibt, der sich in den nächsten Jahren weiter verschärfen wird.
Die schlechte Organisation des deutschen Gesundheitssystems kann darauf zurückgeführt werden, dass die Strukturen von Politikern, Ökonomen, Betriebswirte und Aktionären geschaffen wurden und werden, die vorwiegend ökonomische Interessen vertreten und die Bedürfnisse der Mitarbeitenden nicht ausreichend berücksichtigen. Das Ergebnis ist, dass Mitarbeitende frustriert sind, weil es keine spürbaren Veränderungen im System gibt. Viele werden krank oder steigen aus.
Da insbesondere der Pflegeberuf in seiner jetzigen Struktur unattraktiv ist, sind immer weniger Menschen bereit, überhaupt in der Pflege zu arbeiten.
Vor diesem Hintergrund wäre es geboten, das gesamte System schnellstmöglich zu verändern und die zu befragen und zu beteiligen, die im Gesundheitssystem arbeiten. Sie sind die Expertinnen und Experten für Ihr Arbeitsfeld und haben zahlreiche Ideen und Vorschläge, wie es besser und effizienter organisiert werden kann sowie attraktiver für sie wird.
Veränderung und Erneuerung des Systems sind nur durch die aktive Beteiligung der Mitarbeitenden zu erreichen. Aktuell findet Beteiligung jedoch nur dort statt, wo es keinem weh tut. Wenn „Stühle wackeln“ könnten, gibt es keine Beteiligung.
Anstatt das System für ausgebildete Mitarbeitende, die wir bereits hier haben, attraktiver zu machen, scheinen sich Politiker und andere Verantwortliche lieber darauf zu konzentrieren, Fachkräfte aus fernen Ländern anzuwerben. Das ist ein fatales Signal an die aktiven Pflegekräfte. Geboten wäre, die Strukturen so zu reformieren, dass Pflegekräfte wieder motiviert sind und gerne in der Pflege arbeiten. Um dies zu erreichen, müssen die Mitarbeitenden ergebnisoffen befragt und aktiv beteiligt werden. Das Gesundheitssystem muss stärker an den tatsächlichen Bedarfen seiner Mitarbeitenden ausgerichtet und so weiterentwickelt werden.
Gerne unterstützt particeps informal Krankenhäuser und weitere Organisationen im Gesundheitswesen bei der Umsetzung von Mitarbeiterpartizipation. Mehr dazu auf dieser Homepage.